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Staatswissenschaftslehre
erstmals fürstliche Wirtschaftspolitik (staatlicher Reichtum)
aktive Handelsbilanz durch
- (Luxus-) Großgewerbe (Manufaktur) produziert für den Export: Güter
müssen haltbar, leicht und von hohem Wert sein (z.B. Textilien)
Parallel zu den feudalen entwickelten sich kapitalistische Wirtschaftsformen
und damit erste Entwicklungsstränge zum kapitalistisch-marktwirtschaftlichen
System.
Im Mittelalter ähnliche Bedingungen zur Überwindung der agrargesellschaftlichen
Wachstumsgrenze wie in Europa
- arabischer Wirtschaftsraum (arabische Ziffern: von den Araber aus
Indien mitgebracht; Damaszener Klingen aus einer besonderen Metallegierung;
Fernhandel über Karawanenstraßen: Navigation durch Beobachtung der
Gestirne (3 Weise aus dem Morgenland), Grundlage für die Seefahrt)
- China: Seide, Porzellan (in Mitteleuropa erst ab 1605 in Meißen hergestellt),
Papier, Überseehandel bis Indien (ehe ein Kaiser die Seefahrt plötzlich
untersagte)
Flüsse waren für die Entstehung von Hochkulturen sehr wichtig.
- spätmittelalterliche Wirtschaftskrise (Pest), landwirtschaftliche
Krise
- selbständige Stadt (Erleichterung des Handels durch Edelmetallmünzen -
Geldwirtschaft, Unabhängigkeit vom Grundherrn)
- Entdeckungen: Amerika, Marktausdehnung, mehr Edelmetallgeld
- Territorialstaat: Aushöhlung der alten Strukturen (Personalverbandstaat)
1. Territorialstaat: Frankreich; 1649: Magna Charta - Parlament in
England
- (Handels-) Bürgertum (Max Weber: Calvinist. Ethik)
- primäre Kapitalakkumulation
- erwerbswirtschaftliche Gesinnung statt Rentendenken (Calvinismus:
mit Erfolgs- und asketischem Sparzwang)
- fürstliche Regalien (Münz-, Bergregalien): private Monopole durch
Verpfändung
- Investitionsertrag höher als Unternehmerlohn
- mehr Möglichkeiten für Kapitaleinsatz (Investitionen)
- Lohnarbeiterschichte (Marx: doppelt freie Arbeiter: persönlich frei
und frei von Produktionsmitteln)
Entdeckungen - Kolonialismus (Amerika, Asien, Gewürzinseln) - Welthandel:
Motiv: Gier nach Gold
- Verlagerung der Handelszentren vom Mittelmeer (Genua, Pisa, Venedig)
an den Atlantik
- Vermehrter Transport von Massengütern
- Handelskompanien der Engländer und Holländer
- Transmission: mehr Handel - mehr gewerbliche Produkte - mehr landwirtschaftliche
Produkte (Getreide, Wolle)
Die asymmetrische Arbeitsteilung (Mutterland/Kolonie)
Die Kolonie dient nur als Rohstofflieferant und Absatzmarkt für Fertigwaren -
Monopol des Mutterlandes
Dreieckshandel: Aus Europa wurden Textilien, Waffen nach
Westafrika, von dort Sklaven nach Amerika und schließlich
Baumwolle zurück nach Europa transportiert.
1492: Vertreibung der Mauren - Reconquista
in England: Handelskapitalismus nur mittelbarer Ausgangspunkt für
Industrialisierung
- Seit dem 16. Jhdt. großräumigere Marktverflechtung
- Elbe als Trennlinie: Spezialkulturen im Westen (effektivere Nutzung
der Arbeitskraft = Ausbeutung der Bauern), Getreideanbau im Osten
(mit geringer gewerblicher Entwicklung)
- Umfang des Feudalismus durch erwerbswirtschaftliche Elemente
- Gutswirtschaft Osteuropas: exportorientierte Getreideproduktion, Erhöhung
der Frondienste (zweite Leibeigenschaft)
- Einhegungen in England: Umwandlung von Allmenden und Ackerflächen
in Weideland für Schafe (durch adelige und bürgerliche Unternehmer)
In England erbt nur der älteste Sohn den Rang und Titel seines Vaters,
die übrigen müssen bürgerlichen Berufen nachgehen (Primogenitur);
in Mitteleuropa erben alle, wollen Herren über ihre Zeit sein, sich
nicht in das Wirtschaftssystem eingliedern, was zur Abschaffung
des Adels führte.
- Ergebnis: Freisetzung von Kapital und Arbeitskräften für gewerbliche
Tätigkeiten
- erhöhte Außennachfrage (Welthandel)
- steigende Binnennachfrage (Bevölkerungswachstum), Verstädterung, weniger
Eigenerzeugung im Haushalt
- Eindringen von Kaufmannskapital in das Gewerbe
Massenproduktion von Textilien (erster Leitsektor)
- Verlag: Verleger (meist ein Kaufmann) organisiert den Ankauf des Rohstoffs,
dessen Verarbeitung und den Verkauf (Protoindustrie: Massenproduktion
in ländlichen Regionen für überregionale Märkte); in der Kleiderindustrie
bis ins 19. Jhdt. üblich
- Manufaktur: Großgewerbebetrieb mit Arbeitsteilung auf Grund von Fabriksprivilegien
(keine Bindung an Zunftsystem), keine Maschinen sondern Handarbeit
Ein einheitlicher Wirtschaftsraum (durch Außenzölle) und eine aktive
Handelsbilanz führen zu Reichtum und Macht.
- 1.
- Hortung - Bullionismus (positive Edelmetallbilanz)
- 2.
- Tauschhandel - Greshamsches Gesetz: schlechtes Geld verdrängt besseres
(ins Ausland: Die Kupfergeldinflation in Spanien im 17. und 18. Jhdt.
führte zu einer bedeutenden Schwächung der ehemaligen Wirtschaftsmacht.)
- England:
- Handelsbilanztheorie: Zölle, Exportförderung, Produktionsförderung
für eine positive Bilanz
Manufakturen: Quantität, Arbeitsteilung
private Seehandelskompanien (pacte colonial, Navigationsakte 1652:
empfindliche Schwächung der Niederlande, Handelskriege)
- Frankreich:
- Colbertismus (Colbert: Finanzminister von Ludwig XIV):
Exportgewerbe, Infrastruktur, Machtpolitik
- Deutschland:
- Binnenhandel, Nachfragesteigerung, Bevölkerungspolitik
Wiederaufbau
nach dem 30-jährigen Krieg (
Kameralismus: J.J. Becher: proportionale
Strukturen)
(=Herrschaft der Natur: im Widerspruch zum Merkantilismus)
François Quesnay (
1774), Tableau économique (ordre naturel
summum bonum)
Nur Ackerbau produktiv: Aufhebung von Frondienst, Flurzwang, Getreidezöllen
(
Freihandel); Physiokratismus könnte man als landwirtschaftlichen
Liberalismus bezeichnen.
Der Feudalismus wird erstmals aus wirtschaftlichen Motiven angezweifelt.
- Tugot:
- laissez faire, laissez aller: Wirtschaftsliberalismus
Er war Leibarzt von Ludwig XV: Vergleich des Blutkreislaufs (der damals
entdeckt wurde) mit dem Wirtschaftskreislauf: Die Wirtschaft ist ein
geschlossenes System von Tauschbeziehungen.
- Stützung und Absicherung des Handels - Kapitalakkumulation durch
Kolonialpolitik - Marktausdehnung
- Gewährung von Fabriksprivilegien: Schutz gegenüber Zünften und inländischer
Konkurrenz, institutionelles Schutzschild
- Errichtung von Außenzöllen (Schutz gegen ausländische Konkurrenz),
Importverbote (Ziel ist die vollständige Autarkie für Unabhängigkeit
im Kriegsfall): führt zu vermehrtem Schmuggel
- Vereinheitlichung des Zivilrechts (mit Privatautonomie: Grundbesitz
freigegeben), des Geldwesens und der Maßsysteme (bis heute unvollständig)
- Ausbau der Infrastruktur (Straßen- und Kanalbau: Wr. Neustädter Kanal)
- hohe staatliche Nachfrage (Hof, Militär, Beamte) führt zu Staatsverschuldung
und zur Gründung von Banken (Rothschild): Handel mit Staatspapieren
- Disziplinierung der Arbeiter im Lohnarbeiterverhältnis (durch Schulen,
Militär, Fabriken): der Arbeitsrhythmus wird durch die Maschinen vorgegeben
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Werner Scholz
1/31/1999